Das Rundfunksinfonieorchester Berlin feiert in Augsburg seinen 100. Geburtstag – mit Mozart, Schostakowitsch und Schubert!
Ein Beitrag von Moritz und Xaver.
Am 6. Mai gastierte im Rahmen des Augsburger Mozartfestes das Rundfunksinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Vladimir Jurowski in der Augsburger Kongresshalle mit einem höchst anspruchsvollen Programm. Das Konzert begann mit einem lauten Paukenschlag, der die Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Don Giovanni“ eröffnete. Ein beeindruckender Einstieg. Und schon in diesem ersten von drei Stücken zeigte sich anhand vieler Details das Talent, das in den Musikerinnen und Musikern steckt, nicht zuletzt im perfekten Umgang mit der Dynamik der Musik.
Düsterer Schostakowitsch
Das zweite Stück des Programms, das Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 op. 126 von Dmitri Schostakowitsch, konnte allerdings nicht so unmittelbar begonnen werden wie das erste. Zuerst brauchte man nämlich den Cello-Solisten Ivan Karinza, der nun sein Können, das er sich laut eigener Aussage in 20 Jahren angeeignet habe, unter Beweis stellen würde. Das Publikum wurde musikalisch von den weichsten, leisesten Streicher-Himmelbetten hin bis in die härtesten Gewitterstürme mit brutalen Trommeln mitgenommen.
Zugabe mit Gesang
Doch mit einer so düsteren Stimmung konnte man nicht einfach in die Pause gehen. Also beschloss Karinza kurzerhand, die Stimmung der Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer flotten Zugabe, einem kurzen Stück von Giovanni Sollima mit dem Titel „Lamentatio“, aufzuhellen. Zu unserem Erstaunen kam zum Cellospiel auch noch der Gesang des Solisten hinzu. Was der Mann nach 20 Jahren so alles kann…
Der Cellist beherrschte sein Instrument perfekt. Es gelang ihm, den Stücken eine Klangfarbe und einen Ausdruck zu verleihen, die einem wohl auch erst nach so einer langen Zeit der Beschäftigung mit dem Instrument möglich sind.
Das Stück, das „alle fertig macht“!
Nach der Pause ging es mit beeindruckendem Hörnerschall weiter in „die Große“ Sinfonie in C-Dur von Franz Schubert. Diese war das Highlight des Abends und sorgte, nebenbei gesagt, für eine halbe Stunde längeren Musikgenuss als ursprünglich angekündigt. Der Dirigent Vladimir Jurowski forderte nun wirklich alles von seinem Orchester, dennoch stand den Musikerinnen und Musikern die Freude an der Musik förmlich ins Gesicht geschrieben. Jurowski hatte im vornherein in einem Interview schon versichert, dass es nach Schubert keine Zugabe geben würde, da nach diesem Stück „alle fertig sein werden“.
Paukenschlag und Freeze
Und das Konzert endete so, wie es begonnen hatte: mit einem mächtigen Paukenschlag! Dennoch pausierte Vladimir Jurowski noch einige Sekunden, bevor er den Taktstock sinken ließ – einige wenige Sekunden, in denen der Konzertsaal erstarrt, eingefroren und zugleich angespannt schien. Dann entspannt sich der Dirigent, der Taktstock senkt sich, die Streicherinnen und Streicher setzen die Bögen ab, und lauter Applaus brandet auf, eingeleitet mit einem lauten „Bravo!“ aus einer der letzten Reihen, Gäste erheben sich, Pfiffe sind zu vernehmen. Das Publikum ist restlos begeistert.
Was uns das gesamte Konzert über beeindruckte war, wie mit Style und dem Brechen dessen gearbeitet wurde. Besonders einprägsam war dabei für uns, wie dem Orchester, dem Solisten und nicht zuletzt auch dem Dirigenten die starken dynamischen und rhythmischen Wechsel in den einzelnen Stücken gelangen.
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