Am Rand des Konzerts „Die Emanzipation der Kammermusik“ durften wir mit Sarah Christian und Maximilian Hornung ein Interview führen – dies wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten!

Findet ihr persönlich Mozart auch so toll?
Maximilian Hornung: Ja, also den Wolfgang Amadeus find‘ ich super. Er ist einer der Größten, weil er aus nichts alles sagt. Er macht eigentlich unglaublich einfache Musik, die unglaublich fortschrittlich und modern ist und auf tausend verschiedene Arten gespielt werden kann.

Welches Instrument hättet ihr außer Geige bzw. Cello noch gerne gelernt?
Sarah Christian: Geige hätte er natürlich gelernt! Eigentlich ist er total neidisch auf meine schönen Töne und auf das leichte Gepäck. Dieses Cello ist einfach wahnsinnig unhandlich.
Maximilian Hornung: Blablabla. Ich werde einfach Dirigent, dann muss ich gar nichts mehr mitnehmen. Ne, also als Cellist hat man ja immer den Komplex, zu leise zu sein. Als Geige strahlt man immer oben drüber, aber die Trompete strahlt noch über die Geige – also, ich hätte vielleicht Trompete gelernt. Oder Horn, Horn ist auch schön.

Maximilian Hornung. Bild: Marco Borggreve

War das Konzert für euch nicht wahnsinnig anstrengend? Teilweise waren es ja schon ziemlich lange und schnelle Stücke …
Sarah Christian: Ja, es ist total anstrengend, emotional vor allem.
Maximilian Hornung: Ja und ja! Deswegen haben wir hier jetzt auch ein schönes Fass Bier! Wir füllen unsere Emotionalität mit Hopfen.

Wie lange habt ihr für das Konzert geübt?
Sarah Christian: Wir haben dieses Programm schon zweimal gespielt. Vor dem Konzert haben wir uns ein paar Tage zusammengespielt.
Maximilian Hornung: Ja, so drei Tage haben wir geprobt und schon zwei Konzerte gespielt. Die Konzertsituation ist eigentlich die entscheidende, da lernt man viel mehr als in der Probe. Bei einem Konzert lernt man ungefähr soviel, wie wenn man eine Woche lang probt.
Sarah Christian: Ja, das stimmt. Aber zur ersten Probe kommt natürlich jeder und kann seinen Teil schon spielen.
Maximilian Hornung: Ja, jeder kann seinen Teil spielen, kennt das Stück, kennt die anderen Stimmen und weiß sich zurechtzufinden.

Woran denkt ihr, wenn ihr eure Instrumente spielt?
Sarah Christian: Das ist ganz unterschiedlich. Es kommt auf das Stück an, das man gerade spielt. Ihr habt es ja selber gehört, jedes Stück ist charakterlich sehr unterschiedlich.
Maximilian Hornung:Also ich würde sagen, da geht es nicht so sehr um‘s Denken. Es geht mehr um‘s Nicht-Denken, um‘s Empfinden und um‘s Fühlen.

Was empfindet ihr, wenn ihr Musik spielt?
Sarah Christian: Alles, was geht.

Sarah Christian. Bild: Giorgia Bertazzi

Wie würdet ihr am besten dafür werben, dass Jugendliche mehr klassische Konzerte besuchen?
Sarah Christian: Das ist eine schwierige Frage.
Maximilian Hornung: Ja, das ist eine ziemlich gute Frage. Bei uns war das ganz anders, weil wir aus einer Musikerfamilie kommen. Aber wenn jetzt Leute nicht aus einer Musikerfamilie kommen, wie bringt man die dazu? Wir gehen zum Beispiel regelmäßig in Schulen und halten in Prinzip eine Schulstunde. Wir zeigen den jungen Leuten, was wir machen, spielen ihnen vor, erzählen ihnen ein bisschen aus unserem Leben. Ich glaube, das Hauptproblem sind die Berührungsängste. Die klassische Musik hat immer noch das verstaubte Image. Dass man sich schön anziehen muss, wenn man in die Oper geht. Dass die Leute kucken und alles Etepetete ist. Da kann ich mir schon vorstellen, dass manche Leute sich damit nicht so gern auseinandersetzen. Aber einmal dieses Erlebnis gehabt zu haben, ein Sinfonieorchester zu hören, ist einzigartig. Die Kraft, das Dynamische, und die Power eines Sinfonieorchesters live zu erleben, hinterlässt auf jeden Fall einen Eindruck. Vor allem bei jemandem, der so etwas vorher noch nie gehört hat. Man muss auf jeden Fall erst einmal an die Jugendlichen rankommen, deswegen sind wir auch öfters in Schulen.
Sarah Christian: Ich glaube, viele Menschen versuchen zu verstehen, was hier in der Musik so passiert. Dabei muss man gar nichts verstehen, man muss es einfach nur auf sich wirken lassen – es ist nichts Intellektuelles. Bei jedem kommt es halt eben so an, wie es ankommt, und man muss sich da auch keine Meinung zu bilden. Wenn man etwas schön findet, dann findet man es schön. Wenn nicht, eben nicht. Das ist wie bei der bildenden Kunst auch. Man findet ja auch nicht jedes Bild toll und will nicht jedes Bild zuhause hängen haben.

Habt ihr nach so einem Konzert auch Nackenschmerzen?
Sarah Christian: Ja!
Maximilian Hornung: Eher Bauchschmerzen vor lauter Leere!
Sarah Christian: Vor Hunger. Da muss jetzt ein Schnitzel rein!

Elisabeth