Um unseren musikalischen Horizont zu erweitern verließen wir unsere musikalischen Komfortzone der klassischen Musik und tauchten in die zauberhafte Welt des Jazz ein. Das Konzert der Münchner Jazzrausch Bigband am 06.12.19 im Gasteig bot den perfekten Anlass dafür.

Anlässlich der Weihnachtszeit stellte die eigentlich auf Techno spezialisierte Bigband ihre Weihnachtsplatte „Still! Still! Still!“ vor. Auf dem Album befinden sich sehr bekannte Weihnachtssongs wie unter anderem „Stille Nacht“, „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und „Oh du fröhliche“ – alle arrangiert vom Gitarristen Leonhard Kuhn. Die Songs waren jedoch so dermaßen gut, dass man gar nicht daran denkt, Weihnachtslieder zu hören. Ein Teil unserer Gruppe hätte sich gewünscht das Techno Programm zu hören, doch im Nachhinein, war jeder froh in genau diesem Konzert gewesen zu sein.

Besonders gefallen hat uns „Fröhliche Weihnacht überall“. Diese Latin Version macht aus einem vermeintlich langweiligen Weihnachtslied ein musikalisches Spektakel für alle Sinne, bei dem man selbst wünschte, Teil der Band zu sein. Die Latin-Rhythmen geben uns das Gefühl sich an zwei verschiedenen Orten zu befinden – nämlich im weihnachtlichen Deutschland und zum Karneval in Rio. Beim Posaunen Solo merkt man mal wieder an diesem Abend die ausgezeichnete Klasse der Musiker. Auch ein Stück das heraussticht ist „Kommet, ihr Hirten“. In dieser Swing Nummer spielt häufig nur eine Combo, bis dann die gesamte Band mit ungeheurer Kraft einige Kicks spielt die unsere Stimmung erheitern lassen und für Überraschung sorgen. Hierbei ist vor allem die Dynamik hervorzuheben. Besonders auffallend sind die mit Dämpfern gespielten Trompeten Soli, welche den Song in ein Meisterwerk verwandeln. Hier ist auch die besondere Musikalität beeindruckend, mit der sich die Solisten musikalische Phrasen zuspielen.
Ein anderes wunderbares Arrangement von „O du Fröhliche“ bereitet uns richtige Freude auf Weihnachten. Ganz im Gegenteil zu vielen anderen Stücken, ist dieser Song sehr ruhig und besinnlich, jedoch kein bisschen weniger intensiv.
Alle Songs der Platte könnten, würde man die Lyrics entfernen, als eigene Kompositionen gelten und das ist besonders hervorzuheben. Man merkt richtig, wie viel Lust die Band darauf hatte, mal eine andere Stilistik zu spielen, fernab von Techno. An der ein oder anderen Stelle hätte man sich jedoch wünschen können, dass die Sängerin genauso frech performt wie der Rest der Band.
Die Ansagen zwischen den Songs von Bandleader Roman Sladek sorgten für einige Lacher im Publikum. Auch der Sound der Band an diesem Abend war fantastisch.
Es erfreut uns Fans der klassischen Musik, zu hören, was für ein Potenzial diese Band besitzt. Man würde sich wünschen, die Band spielt häufiger Swing, statt der üblichen Club Mucke. Mit solch guten Songs braucht sich die Band vor keiner Konkurrenz fürchten und mit so einem Konzert ist die Jazzrausch BigBand eine Bereicherung für Bayern und unser Leben.
Gekommen sind wir als Fans der klassischen Musik die sich auf ungewissem Terrain befinden, doch nun wissen wir, dass wir in der Jazzrausch BigBand unsere zweite musikalische Heimat gefunden haben.

Der Einsiedler und twobeers